Kriege werden nicht nur auf dem Schlachtfeld entschieden, sondern im Kern ökonomisch. Wer die Ressourcen hat, sie rechtzeitig mobilisieren kann und seine Produktionskapazitäten flexibel anpasst, besitzt den entscheidenden Vorteil. Das gilt besonders für fundamentale Auseinandersetzungen, in denen es nicht um einzelne Schlachten, sondern um die Existenz von Staaten und Gesellschaften geht.
Ein eindrückliches Beispiel liefert die amerikanische Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg. In einem Gespräch mit Brian Potter schildert Russ Roberts in seinem Podcast EconTalk, wie die USA nahezu aus dem Nichts 300.000 Flugzeuge innerhalb von fünf Jahren bauten. Diese gewaltige Rüstungsleistung steht sinnbildlich für das, was Präsident Roosevelt das „Arsenal of Democracy“ nannte.
Kriege werden ökonomisch gewonnen
Die militärische Stärke der USA speiste sich weniger aus der Zahl der Soldaten als aus der Fähigkeit, Nachschub, Waffen und Fahrzeuge in einer bis dahin unvorstellbaren Größenordnung zu liefern. Die ökonomische Basis entschied darüber, ob Kriege durchgestanden oder verloren wurden, wer auf dem Schlachtfeld mit modernen Waffen in ausreichender Zahl die Oberhand behielt – Lufthoheit, Meere beherrschen, auf dem Land letztlich unaufhaltsam sein.
Wer die Logistik beherrscht, den Materialfluss sicherstellt und die Produktionsmaschinerie am Laufen hält, hat langfristig die Oberhand.
Das Besondere an der amerikanischen Rüstungswirtschaft lag nicht in staatlichen Investitionen oder Planung, sondern im Rückgriff auf die Stärken einer freien Gesellschaft: Unternehmertum, Innovationskraft, Anpassungsfähigkeit – Know how bezüglich Massenproduktion zur Anwendung bringen.
Fabriken wurden in rasender Geschwindigkeit gebaut, Produktionsprozesse ständig verbessert, Arbeitskräfte ohne Vorerfahrung geschult und integriert. Designänderungen an Flugzeugen – während laufender Produktion – machten die Fertigung schwieriger, wurden aber gemeistert. Das Resultat war nicht Perfektion von Anfang an, sondern eine dynamische Lernkurve.
Dieses Zusammenspiel marktwirtschaftlicher Flexibilität und organisatorischer Kraft machte die Vereinigten Staaten zur überlegenen Rüstungsmacht. Abschreckung und Sieg wurden durch ökonomische Stärke möglich – eine Stärke, die ohne freie Märkte und eine offene Gesellschaft nicht denkbar gewesen wäre.
Die Gegenfolie: das Dritte Reich
Das nationalsozialistische Deutschland setzte ebenfalls auf Mobilisierung der Industrie, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Zentralisierung, Zwangswirtschaft und Ausbeutung prägten die deutsche Rüstungsproduktion.
Zwar gelang es Speer zeitweise, erstaunliche Steigerungen zu erzielen. Doch die strukturellen Defizite blieben: ineffiziente Ressourcennutzung, ideologisch motivierte Projekte, Verschwendung und mangelnde Nachhaltigkeit. Die vermeintliche Stärke war eine Fassade, die im Vergleich mit der amerikanischen Industrie schnell bröckelte.
Der Unterschied war fundamental: Während die USA auf einer freien Wirtschaftsordnung aufbauten, die sich in der Krise bewährte, beruhte die deutsche Kriegswirtschaft auf Zwang, bürokratischer Organisation, Ausplünderung und kurzfristigen Effekten.
Lehren für Europa
Die Lehre aus dieser Erfahrung ist von bleibender Aktualität: Abschreckung beginnt nicht mit Panzerbeständen oder Wehrpflicht, sondern mit einer starken ökonomischen Basis. Nur eine dynamische Wirtschaft schafft die Voraussetzungen, im Ernstfall schnell und wirksam aufzurüsten.
Europa hat diesen Zusammenhang weitgehend aus dem Blick verloren. Eine Politik der Regulierung, der planwirtschaftlichen Umverteilung und der staatlich verordneten Bremsen schwächt nicht nur den Wohlstand, sondern auch die Sicherheit. Ohne das Fundament freier Märkte bleibt Abschreckung hohl.
Der Schlüssel zur wirksamen Abschreckung liegt in der Rückkehr zu freieren Marktwirtschaften. Der Schlüssel zur Niederlage liegt in dirigistischen Illusionen – damals wie heute.
Wer Freiheit verteidigen will, muss sie auch ökonomisch leben. Ein freier Markt ist die wahre Verteidigungslinie Europas.
=> Mehr zu den Wirtschaftsordnungen und Herausforderungen in: Wirtschaftsfaschismus. Extremer Etatismus in Aktion