Einige grundsätzliche Konzepte helfen, um unsere Welt und unser Leben besser zu verstehen. Dazu gehört, blinde Flecken und dummes Denken zu reduzieren, um die Welt verstehen wie sie ist und funktioniert, nicht wie ich sie mir wünsche oder annehme wie sie sein soll.
Shane Parrish, ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter (Cybersecurity), der für den Communications Security Establishment (Kanadas nationale Sicherheitsbehörde) gearbeitet hat, bietet gleich zu Beginn zwei wegweisende Zitate:
“The key to better understanding the world is to build a latticework of mental models.”
“Education doesn’t prepare you for the real world.”
Beide Aussagen treffen meiner Erfahrung nach zu. Wir alle tragen Modelle der Welt in uns. Doch erst wenn wir sie bewusst machen, mit anderen Perspektiven konfrontieren und mehr Fragen statt bloßer Narrative nutzen, verstehen wir komplexe Zusammenhänge besser.

Shane Parrish: The Great Mental Models. General Thinking Concepts, Cornerstone Press, London 2019, 2024, 193 S., 21,99 Euro, Hardcover.
Ich habe auf das Thema Anders Denken bereits bei Forum Freie Gesellschaft immer wieder hingewiesen. Besonders gut gefällt mir auch nach Jahren noch die Gegenüberstellung von altem und neuem Denken. Zum Nutzen der Schule fand ich diese empirische Untersuchung bedenkenswert, da sie kontraintuitiv zeigt, dass die Verlängerung der Schulpflicht von 12 auf 16 Jahre keine wirtschaftliche Verbesserung brachte. Anders Denken lernt man in kaum einer Schule. So lernen wir über die Realität oft weniger, als möglich und sinnvoll wäre.
Zurück zu Shane Parrish. General Thinking Concepts ist das erste Buch von vier zusammengehörenden Bänden. Die allgemeinen neun Denkkonzepte sind durchweg Klassiker und werden von ihm recht einfach dargelegt, beginnend mit dem Klassiker:
- The Map is Not the Territory – Landkarte ≠ Realität; Modelle sind verkürzt und unvollständig, alle sind falsch und viele hilfreich – kein Modell (im Kopf) gibt es nicht.
- Circle of Competence – Kenne deine Stärken und Schwächen, handele innerhalb deines Kompetenzkreises.
- First Principles Thinking – fundamentale Wahrheiten identifizieren und Sachverhalten von Grund auf (neu) durchdenken. Hilfreich ist sokratisches Fragen, nützlich sind die Fünf W.
- Thought Experiment – Szenarien gedanklich durchspielen, um ein neues Verständnis zu gewinnen und alte Gewissheiten zu überprüfen.
- Second‑Order-Thinking – nicht nur unmittelbare Konsequenzen betrachten, sondern auch deren Folgewirkungen. Das würde vielen politischen Entscheidungen gut tun (#Preisstopps)
- Probabilistic Thinking – Entscheidungen auf Basis von Wahrscheinlichkeiten treffen, denn nicht nur einfache Ursache-Wirkungsketten sind relevant.
- Inversion – Probleme umdrehen, aus dem „Gegenteil“ Rückschlüsse ziehen.
- Occam’s Razor – Die einfachste Erklärung ist oft die plausibelste. Lässt zugleich aus echten Verschwörungstheorien die Luft raus.
- Hanlon’s Razor – Fehlverhalten eher als Dummheit statt als böse Absicht interpretieren, denn Menschen sind vielleicht überwiegend dumm und verfolgen ihren Vorteil, sie sind aber nicht überwiegend böse.
Das Buch fördert multidisziplinäres Denken, Selbstreflexion und systematische Entscheidungsfindung. Es ist eine hilfreiche Basis für alle, die ihr Denken verbessern möchten. Allerdings macht das Lesen allein nicht klüger. Man muss die Modelle anwenden – und selbst denken.
Mehr und mitunter detaillierter und tiefgehender => Blog: Farnam Street