Katastrophen und Klimawandel von der Antike bis heute

Ronald D. Gerste, Augenarzt, Historiker, Journalist und Sachbuchautor, hat vor 10 Jahren eine populärwissenschaftliche Darstellung veröffentlicht, die Wetter- und Klimaereignisse als Faktoren historischer Entwicklungen interpretiert. In 29 Essays verbindet er Episoden der Weltgeschichte mit meteorologischen Bedingungen – von der Antike bis in die Gegenwart.

Das Werk bewegt sich zwischen populärer Vermittlung und wissenschaftlicher Illustration. Es bietet eine Reihe selektiv gewählter Beispiele, die zumeist bildungsbürgerliche relevante Ereignisse rekapitulieren – etwa die Seeschlacht bei Salamis, die Russlandfeldzüge Napoleons und Hitlers, die Stürme gegen die spanischen Armadas – extreme Kälte-, Hitze-, Dürrephasen, letztere ist z.B. mit dem Niedergang der Maya-Kultur verbunden. Auch kulturhistorische Motive wie die Winterbilder Averkamps werden einbezogen oder die Gründung der Masse der deutschen Stäfte während der mittelalterlichen Warmzeit.

Die Verbindung von Wetter und Geschichte bleibt weitgehend korrelativ. Kausalitäten werden selten begründet, eine naturwissenschaftliche oder kontrafaktische Analyse fehlt. Entsprechend bleibt letztlich unklar, welches konkrete Gewicht Wetter oder Klima jeweils hatten. Die Essays stehen ohne systematische Ordnung chronologisch nebeneinander; so entsteht eine Collage, keine analytische Gesamtgeschichte.

Gerste berührt aktuelle Klimathemen, vermeidet aber eine klare Positionierung. Hinweise auf anthropogene Einflüsse wirken pflichtschuldig, während er zugleich betont, dass klimatischer Wandel und Wetterextreme historische Konstanten sind.

Das Buch vermittelt anschauliche und gelegentlich überraschende Einblicke in die Rolle des Wetters in der Geschichte. Neben diesen Mikro-Ereignissen werden auch Klima-Makro-Entwicklungen thematisiert. Die Folge: Das Buch bietet unterhaltsame historische Vignetten, jedoch keine konsistente Theorie des Zusammenhangs von Klima und Gesellschaft sowie des Wetters bei Schlüsselereignissen für die Entwicklung der Menschheit.