Ăśber Machtlogik, Hierarchie und den stillen Verfall von Verantwortung
Es gibt eine stille Grausamkeit in der Art, wie Institutionen sich verändern.
Nicht durch Verschwörung. Nicht durch Katastrophen. Sondern durch Struktur.
In Systemen ohne echtes Feedback verschiebt sich mit der Zeit das, was belohnt wird. Nicht mehr Kompetenz, Integrität oder Initiative – sondern Anpassung, Risikovermeidung und taktische Loyalität. Wer Verantwortung scheut, steigt auf. Wer fragt, bleibt zurück.
Mit der Zeit sitzen nicht die Schlechtesten oben.
Sondern: die Falschen.
đź§ Hayeks Warnung: Warum Extremisten gewinnen
Friedrich August von Hayek formulierte in Kapitel 10 von Der Weg zur Knechtschaft eine unbequeme Frage:
„Warum gelangen gerade die Schlechtesten an die Spitze?“
Seine Antwort: In Systemen zentraler Planung und kollektiver Steuerung wird Macht zur entscheidenden Ressource – und jene, die bereit sind, sie rücksichtslos einzusetzen, haben die besten Aufstiegschancen.
Die Anständigen zögern. Die Radikalen nicht.
„Es ist nicht so sehr die Macht, die korrumpiert –
sondern die Tatsache, dass bestimmte Systeme sie systematisch den Falschen in die Hände spielen.“
– (sinngemäß nach Hayek)
Diese Analyse lässt sich auf viele heutige Organisationen übertragen:
Überall dort, wo Autorität über Verfahren gestellt wird, kippen die Anreize.
🪤 Das Peter-Prinzip: Inkompetenz durch Beförderung
Ein anderer Mechanismus wurde vom Pädagogen Laurence J. Peter beschrieben:
„In einer Hierarchie neigt jeder Mitarbeiter dazu, bis zur Stufe seiner Unfähigkeit aufzusteigen.“
Der Gedanke: Menschen werden oft befördert, weil sie in ihrer aktuellen Rolle gut funktionieren – nicht weil sie für die nächste wirklich geeignet sind.
Die Folge: Kompetenz wird zur Ausnahme – Führung zur Kulisse.
Wer einmal zu hoch geraten ist, bleibt dort. Denn Systeme ohne funktionierendes Feedback halten lieber still, als Fehler zu korrigieren.
đź§± Wenn Institutionen verlernen
Was passiert, wenn sich solche Strukturen festsetzen?
- Vorgesetzte werden nicht mehr hinterfragt.
- Entscheidungen dienen der Selbststabilisierung, nicht der Sache.
- Loyalität ersetzt Urteilskraft.
- Relevanz ersetzt Inhalt.
Das Ergebnis: Die Institution hört auf zu lernen.
Nicht durch äußeren Druck, sondern durch schleichende Selbstabschottung.
Wer neu denkt, wird als Gefahr betrachtet. Wer Verantwortung übernimmt, gerät ins Abseits.
Und Schritt für Schritt wird Führung zur Verwaltung, Verwaltung zur Bühne und Leistung zum Störfaktor.
🪴 Eine liberale Antwort: Ordnung durch Begrenzung
Klassischer Liberalismus idealisiert nicht den Menschen, sondern organisiert Strukturen so, dass niemand zu viel Macht auf Dauer behalten kann.
Die richtigen Fragen lauten:
- Was passiert, wenn die Falschen oben sind?
- Wie begrenzen wir ihre Wirkung?
- Wie ermöglichen wir Ausstieg, Korrektur, Wettbewerb?
Deshalb braucht es:
- RĂĽckkopplung und Konsequenzen
- Rechtsbindung statt bloĂźer Legitimation
- Vielfalt statt Monopol
- Verantwortung statt Position
- Zutrauen in Menschen – nicht in Apparate
🌱 Was der Garten lehrt
Ein Garten verwildert nicht plötzlich. Er wird schleichend undurchsichtig, erstickt sich selbst.
Er braucht Pflege, Besinnung und Licht.
Institutionen sind wie Gärten.
Sie mĂĽssen wachsen dĂĽrfen, aber auch beschnitten werden.
Sie brauchen Struktur, aber auch Offenheit.
Sie brauchen Menschen, die sagen: „Nicht wer oben sitzt entscheidet, sondern was dort getan wird.“
Und manchmal brauchen sie:
einen Schnitt.
—
📚 Lesehinweise:
– F. A. von Hayek: Der Weg zur Knechtschaft, Kap. 10
– Laurence J. Peter: Das Peter-Prinzip
– Anthony de Jasay: Der Staat
– Essays auf Jasay’s Garden (engl.) 🪴 und Forum Freie Gesellschaft 🔍